Lovrenović, Ivan – Mistel und Stamm. Essays, Chroniken 2011.

 

i_lovrenovic_imela_i_stabloLovrenović, Ivan – Mistel und Stamm. Essays, Chroniken 2011.

 

 

 

 

 

 

 

Ivan Lovrenović (1943, Zagreb), Prosa-Schriftsteller, Essayist, Journalist. Aufgewachsen in Mrkonjic-Grad. Gymnasium und Studium in Zagreb, danach in Sarajevo, wo er als Redakteur wichtiger Kulturzeitschriften arbeitet. Nach der Flucht mit seiner Familie aus dem serbisch kontrollierten Sarajevoer Stadtteil Grbavica 1992, lebte er bis 1996 im Exil in Zagreb und Berlin. Nach der Reintegration von Grbavica, kehrte Lovrenovic nach Sarajevo zurück. In deutscher Sprache liegen u.a. vor: Bosnien und Herzegowina. Eine Kulturgeschichte (1999) und „Welt ohne Brücke” (1994)

 

Aus dem Vorwort

„In diesen Texten findet sich der Abdruck des Alltags und der Verstrickungen mit diesem. Der Horizont dieses Alltags – des bosnischen, postjugoslawischen zu Beginn des neuen Jahrhunderts – ist niedrig, eng und dunkel. Bosnien, das furchtbare Opfer des Zerfalls Jugoslawiens, der wichtigsten Protagonisten dieses Zerfalls, ihres inneren Wütens, scheint in einen voremanzipatorischen Zustand zurückgefallen zu sein, in eine Art verlorenen, ausgetrockneten Seitenarm der Geschichte, aus dem es kaum mehr auf einen breiteren Weg gelangen kann, der in die Welt führt. Bosnien ist zu einem Nicht-Ort geworden; Bosnien ist zu einem Nicht-Ort geworden”

In dieser eigentümlichen Suche gibt es auch jene die Lovrenović als Troubadouren der Nation bezeichnet, deren intellektuelles Handeln einzig im Dienste der Nation dennoch nicht ohne Hinterfragung bleibt:

„Daher Konflikte und Konfrontationen, Texte und Kontratexte. Im letzten Jahrzehnt gab es viele davon. In diesem Band sind jene versammelt, die indikativ sind für die Situation in Bosnien-Herzegowina. Kaum zärtlich, selten konziliant – sind auch sie ein Zeichen ihrer Zeit. Ebenso auch ein Zeichen der Sehnsucht nach der Möglichkeit einer anderen Form von Kommunikation: einer solchen, in dem die Schärfe des Nicht-Einverstanden-Seins, nicht zu gegenseitiger Zerstörung führt, sondern intellektuelles Glück auch aus der Erfahrung von Kontroversen hervorbringen entstehen kann. Wir können kaum darauf hoffen, doch nichts ist wichtiger, als es immer aufs Neue zu versuchen.”